SONSTIGES

Im Frühjahr 2013 stiess Werthmüllers Enkelin Sarah Scarnato zufällig auf die Schachtel. Was denn das für Notizen seien, wollte sie wissen – und entlockte dem Grossvater das Geheimnis: Ein Buch werde er schreiben, sagte Alex. Er wolle, wenn er dereinst weiterziehe, die Summe seiner Lebenserfahrung an die nachfolgenden Generationen weitergeben – als geistiges Erbe und Geschenk sozusagen, das mit materiellen Gütern nicht aufzuwiegen ist.

‚Aber so‘, sagte Sarah in ihrer pragmatischen Art und wies auf den Wust von Papieren, ’so wird das nichts!‘ Und die Kindererzieherin traute ihren eigenen Worten nicht, als sie sich spontan sagen hörte: ‚Weisst du was, ich helfe dir dabei!‘

So geschah ein erstes kleines Wunder, das aus einem kühnen Wunschtraum ein ernsthaftes Projekt werden liess: Von jenem Tag an besuchte Sarah zwei Mal pro Woche den Grossvater in der Alterssiedlung; die junge Frau brachte Ordnung und Struktur in das Chaos seiner Aufzeichnungen, stellte ergänzende Fragen und übertrug die Notizen des Grossvaters auf Ihren Computer.
Was Sarah aus der handschriftlichen Notiz in eine lesbare Form brachte, geriet schon bald zur Liebeserklärung. Und wenn man es genau nimmt, sind es zwei verschiedene Formen, jenem Gefühl Ausdruck zu geben, das die Welt zusammenhält. Trotz allem …
Zunächst verbeugt sich Alex Werthmüller vor Madeleine, seiner Frau, die ihn 62,5 Jahre lang begleitet und ihm zwei Kinder geschenkt hat. ‚Mis Darling‘, nennt er sie konsequent, ‚mein Liebling‘. Und er erweist dem ‚Grossen Unbekannten‘ seine Referenz, jener Ur-Macht, die hinter allem steht und allgemein gern unter dem Allerweltsbegriff ‚Gott‘ zusammengefasst wird. Dennoch mag Alex Werthmüller kein gläubiger Mann sein, ‚wohl aber‘, schmunzelt er, ‚ein glaubender!‘ Er glaubt an die Botschaft der Liebe.

Seine Enkelin Sarah hat es nicht so mit den frommen Sprüchen. Hätte sie ihre eigene Biographie geschrieben, würde deutlich werden, dass das Leben einen vor Herausforderungen stellt, die den Glauben an das Gute im Menschen und jenen an den gütigen Herrgott erschüttern. Dennoch gibt sie ihrem Grossvater recht: Das Buch, das jetzt vorliegt, ist ein eindrücklicher Beweis jener selbstlosen Liebe, die dem Grossvater gilt.

Doch Liebe allein bringt keine Rosen. Und handschriftliche Notizen, überarbeitet in einer Word-Datei, machen noch lange kein Buch aus. Und da kommt ein Dritter ins Spiel: In aufwändiger Kleinarbeit hat Verleger Adrian Suter das Manuskript der Enkelin zur Biographie des Grossvaters lektoriert und in eine literarisch ansprechende Form gebracht. ‚Das hat schon auch mit Liebe zu tun‘, gibt er zu. ‚Aber vor allem mit dem Glauben an des Gute im Menschen, das keiner so eindrücklich verkörpert wie Alex Werthmüller.‘